6. FORUM FriedensBrot 2021: „LandFrauen – Frauen fürs Land: Zwei Biografien aus Ost und West“

„Marlene Mortler, Catarina Zanner, Dr. Heike Müller (v.l.n.r.)“

Berlin, 27. Oktober 2021.
Nachdem die 6. Ausgabe des FORUM FriedensBrot im Jahr 2020 pandemiebedingt ausfallen musste, wurde diese im Jahr 2021 in einer digitalen Premiere veranstaltet. An den Bildschirmen im Land und vor Ort unter den Mitgliedern des Vereins im Haus der Land- und Ernährungswirtschaft in Berlin verfolgten rd. 50 Teilnehmer eine höchst interessante Ausgabe dieses mittlerweile etablierten Dialogformats für Gespräche über Frieden, Europa, Landwirtschaft und ländliche Räume.

Das 6. FORUM FriedensBrot widmete sich dem Thema: „LandFrauen – Frauen fürs Land: Zwei Biografien aus Ost und West“. Dazu konnte der Verein zwei sehr versierte Gäste gewinnen, die mit spannenden Biografien und mit reichlich Expertise und Erfahrungen zum Thema aufwarten konnten: Von Brüssel aus zugeschaltet war Marlene Mortler, Mitglied des Europäischen Parlaments und vom heimischen Gessin in Mecklenburg-Vorpommern Dr. Heike Müller, die Vorsitzende im LAND-FRAUENVERBAND Mecklenburg-Vorpommern (Erfahren Sie hier mehr über die Gesprächspartnerinnen des 6. FORUM FriedensBrot). „Mittendrin“ und aus der Berliner Stadtmitte heraus am Rechner: Catarina Zanner vom rbb, die bereits zum 6. Male durch den Abend und das Gespräch führte.

Anton Blöth

Bevor die Gesprächsrunde startete, eröffnete Anton Blöth, Vorsitzender des Vereins FriedensBrot e.V., das FORUM und bedankte sich gleich zu Beginn bei allen Unterstützern und Partnern dieser online-Ausgabe, mit der der Verein „digitales Neuland“ betrete und zeigen wolle, dass das Projekt und Netzwerk FriedensBrot auch in herausfordernden Zeiten aktiv ist. In der Vorstellung der beiden Gesprächspartnerinnen des FORUM FriedensBrot ging er auf Parallelen und Schnittpunkte der Biografien mit der bald ausscheidenden Bundeskanzlerin, Dr. Angela Merkel ein. Blöth zeigte sich sicher und überzeugt, dass Mortler und Dr. Müller ebenso starke Frauen fürs Land vom Land wären und – auf ihren jeweils eigenen Wegen – ihren Beitrag für das Zusammenwachsen und den Zusammenhalt des Landes leisteten und leisten.

Bálint Illés
Prof. Dr. Axel Klausmeier

Für die beiden langjährigen Kooperationspartner des FORUM FriedensBrot, den Club der Agrardiplomaten in Deutschland und die Stiftung Berliner Mauer sprachen Bálint Illés und Prof. Dr. Axel Klausmeier Grußworte. Beide stellen die gute und fruchtbare Zusammenarbeit ihrer Organisationen mit dem Verein FriedensBrot heraus. Prof. Klausmeier machte dies deutlich an der erfolgreichen Erneuerung des Bodens der Roggenfelder an der Bernauer Straße. Insbesondere Prof. Frank Ellmer und seinem Team sei man hier zu großem Dank verpflichtet. Zum 60. Jahrestag des Baus der Berliner Mauer konnte man deshalb auch dem Bundespräsidenten ein gedeihliches Roggenfeld präsentieren, das für die Gedenkstätte Berliner Mauer eine herausragende Bedeutung habe.

Bálint Illés führte mit seinen einführenden Grußworten bereits ins Thema des Abends ein, indem er die wichtige Rolle der Frauen in der Landwirtschaft und in den ländlichen Räumen herausstellte. Mit ihrem Wissen, mit ihren Erfahrungen und Fähigkeiten würden sie weltweit ein Rückgrat für viele Millionen Familienbetriebe sein, wie auch die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) immer wieder betone.

Gut eine Stunde lang durften die „Zuschauer“ des 6.FORUM FriedensBrot dann ein aufschlussreiches und lebendiges Gespräch zwischen Marlene Mortler und Dr. Heike Müller verfolgen. Ihre zum Teil sehr persönlichen Geschichten rund um den Mauerfall im Jahr 1989, ihr Fußfassen und unternehmerisches wie persönliches Fortkommen in der Landwirtschaft, ihre Motivation für die Landfrauen- und politische Arbeit und ihr Plädoyer für eine „Entideologisierung“ des Themas Ernährung wurden dabei sehr beeindruckend sichtbar.

Heike Müller erlebte im Jahr des Mauerfalls ein „Rushhour“-Jahr mit Heirat, Geburt des ersten Kindes und Verfolgung der akademischen Laufbahn. Marlene Mortler erlebte den 9. November gemeinsam und zu Hause mit ihrem Mann, überglücklich, übermannt und wie auch Heike Müller überrascht, wie schnell doch alles ging.

Ihre Karrieren in der Landfrauen-, berufsständischen und politischen Arbeit waren nicht geplant, sie verliefen in Ost und West auch nicht gleich, aber in eine Richtung: Mit wachsender Begeisterung wuchs das Engagement, dann auch die Aufgaben und Verantwortung bis hinein in Spitzenämter der Landfrauen- und berufsständischen Arbeit, auch im Bauernverband. Ihr Weg wäre nicht möglich gewesen ohne die Unterstützung aus der Familie heraus, wie beide betonen. Das Arbeiten für und mit den Menschen habe sie geprägt und mit reichlich Erfahrungsschatz für ihre heutigen Positionen und Funktionen ausgestattet.

Geradezu leidenschaftlich verlief das Gespräch zum Thema „Nachhaltiger Konsum und gesunde Ernährung“, ein klassisches Landfrauen-, aber mittlerweile auch hoch politisches Thema. Für Mortler kommt das Thema fast schon einer „Glaubensfrage“ gleich, Müller plädierte für mehr Wertschätzung für die Arbeit und Leistungen der Landwirtinnen und Landwirte. „Am Beginn jeden Essens steht ein Landwirt“, was jedem Bürger, egal ob Vegetarier oder nicht, klar und bewusst sein sollte, so der treffliche Appell von Heike Müller an dieser Stelle. Beide, Marlene Mortler wie Heike Müller, sprachen sich dafür aus „mit gesundem Menschenverstand zu essen“ – abwechslungsreich, ausgewogen, regional und saisonal. Das wäre viel wichtiger als eine ideologische Überfrachtung des Themas Essen.

Dr. Gibfried Schenk
Dr. Gibfried Schenk

Dr. Gibfried Schenk, Geschäftsführer des Vereins FriedensBrot informierte im Rahmen seines Schlusswortes über die Aktivitäten des Vereins in Pandemiezeiten, die für ein Netzwerk, das sich über den Austausch und Dialog von Menschen definiert, sehr herausfordernd seien. Er stellte insbesondere die 7. Internationalen Konferenz „Frieden und Landwirtschaft“ heraus, die in diesem Jahr ebenfalls online veranstaltet werden musste. Vom großen Zuspruch an dieser Konferenz wäre man im Verein noch heute überrascht, vor allem aber erfreut. Mit über 100 Teilnehmern, mehreren Ministern und hochrangigen Vertretern aus Regierungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen der Partnerländer fühlte sich die Konferenz wie ein „Osteuropa-Gipfel“ an, so Dr. Schenk. Er bedankte sich abschließend nochmals bei allen Teilnehmern und Beteiligten des 6. FORUM FriedensBrot und überreichte als kleinen symbolischen Dank kleine Säckchen mit Roggen vom Feld an der Bernauer Straße, die im Nachgang dann auch ihre Empfänger erreichten.

Einen lesenswerten Beitrag über das 6.FORUM FriedensBrot verfasste ebenso das Vereinsmitglied Roland Krieg, der hier zu finden ist:

Das 6. FORUM FriedensBrot ist hier in einer Aufzeichnung nochmals in voller Länge zu erleben:

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