Forum FriedensBrot
Forum FriedensBrot
Berlin, 15. Oktober 2019: FORUM FriedensBrot: Landwirte und Bäcker fordern Politik mit Augenmaß
„30 Jahre Mauerfall: Wo Bauern ackern und Bäcker backen, da sind….“ So die neugierig machende Überschrift zum 5. FORUM FriedensBrot in Berlin. DBV-Ehrenpräsident Gerd Sonnleitner und der Präsident des Zentralverbandes des Bäckerhandwerks, Michael Wippler, schilderten in persönlichen und bewegenden Beiträgen ihre Erfahrungen und Einschätzungen, betonten zugleich die Bedeutung der Landwirtschaft und des Bäckerhandwerks.
Beim sehr gut besuchten FORUM FriedensBrot, das in bewährter Weise von der rbb-Journalistin Catarina Zanner moderiert wurde, betonten die Gesprächspartner aus Landwirtschaft und Bäckerhandwerk, dass „niemand sein Brot alleine bäckt“. Vielmehr brauche es über die ganze Lebensmittelkette hinweg faire Beziehungen, aber auch qualifizierte und motivierte Leute. Präsident Wippler und Ehrenpräsident Sonnleitner waren sich einig: Vordringlich notwendig sind stabile rechtsstaatliche und gesellschaftliche Verhältnisse und eine vernünftige Politik, um ein freies und florierendes Unternehmertum in der Lebensmittelkette zu ermöglichen.
Die Gesprächspartner Sonnleitner und Wippler: In völlig unterschiedlichen politischen Systemen in Niederbayern bzw. Dresden aufgewachsen, haben sie beide 1981 ihre Betriebe übernommen und verbindet sie ihre Leidenschaft für ihren Beruf und ihren Berufsstand. Eindrucksvoll die Schilderung von Michael Wippler, wie seine handwerkliche – vor über 100 Jahren gegründete – Bäckerei in Dresden die Planwirtschaft mit „einer Verwaltung des Mangels“ am Ende heil überstand und er nach der deutschen Wiedereinigung den Betrieb erfolgreich ausbaute: „Wir haben von unseren Berufskollegen aus dem Westen großartige Hilfe erhalten“. Gerd Sonnleitner erinnerte daran, wie sehr ihn als Kind und Jugendlicher der Kontakt mit Flüchtlingen geprägt hat und sein politisches Interesse weckte. Während sich sein Vorgänger als DBV-Präsident, Constantin Freiherr Heereman, große Verdienste um die Einheit der berufsständischen Interessenvertretung verdient machte, konnte er, Sonnleitner, daran anknüpfen und auch die Integration der mittelosteuropäischen Verbände in den europäischen Bauernverband COPA voranbringen. Als UN-Sonderbotschafter für die bäuerlichen Familienbetriebe habe er vielfach erfahren, wie elementar wichtig es sei, dass „die Eigentümer vor Ort“ präsent seien.
Eingangs des FORUM im Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer zeigten der Vorsitzende Anton Blöth und Geschäftsführer Dr. Gibfried Schenk die vielfältigen Aktivitäten des ehrenamtlich geführten Vereins FriedensBrot und seines europäischen Netzwerkes auf, die Ende September in der 6. Europäischen Konferenz „Frieden und Landwirtschaft“ in Vilnius/Litauen ihren Höhepunkt mit zahlreichen Teilnehmern aus Zivilgesellschaft und Politik, darunter als Schirmherrin Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, fand. Die Ministerin hatte in Vilnius die FriedensBrot-Initiative ausdrücklich als „ein mutiges und starkes Zeichen“ und „ein gelebtes Stück europäische Integration“ gewürdigt.
Viel beachteter Ausgangspunkt mit hohem Symbolgehalt für die Aktivitäten des Vereins FriedensBrot ist das jährlich bebaute kleine Roggenfeld an der Versöhnungskapelle im ehemaligen Todesstreifen der Berliner Mauer in der Bernauerstraße. In einem Grußwort betonte der Direktor der Gedenkstätte Berliner Mauer, Prof. Axel Klausmeier, dass er bei den Feierlichkeiten zum 30-jährigen Fall der Berliner Mauer die Staatspräsidenten mehrerer Länder besonders auf die starke Symbolik des Roggenfeldes und FriedensBrotes hinweisen werde.
Auf die besondere Verbundenheit der in Berlin tätigen Agrardiplomaten mit FriedensBrot verwies der derzeitige Präsident des Clubs der Agrardiplomaten, Peter Vermeij, Niederlande. Leider gebe es genug Beispiele auf der Welt, wo schlechte (Agrar-)Politik und Verwaltung zu Nahrungsmittelknappheit und Hunger oder Unruhe und Rebellion führe.
Fotos: Friedensbrot e.V.