8. Europäische Jahreskonferenz „Frieden und Landwirtschaft“ in Novo mesto, Slowenien am 27.-29. Oktober 2022

Thema der Veranstaltung: "Ernährungssicherheit - Herausforderung für die soziale Entwicklung ländlicher Räume" / „Ensuring food security in terms of social development of rural areas“

27. Oktober 2022

Nach dem letzten persönlichen Treffen der FriedensBrot-Netzwerker zur 6. Europäischen Jahreskonferenz „Frieden und Landwirtschaft“ im September 2019 in Vilnius, Litauen, gefolgt von einer Pandemie-bedingten Ersatzveranstaltung im kleinsten Kreis zur Übergabe des internationalen FriedensBrotes an die damalige Schirmherrin des Projektes, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner am 8. Oktober 2020 trafen sich die Partner am 7. September 2021 zur 7. Jahreskonferenz „Frieden und Landwirtschaft“ im digitalen Raum, veranstaltet von Rumänien in Kooperation mit der Bundesrepublik Deutschland.

Es war sehr emotional und einfach großartig, als sich die diesjährigen Teilnehmer endlich wieder „live und in Farbe“ bei Kerzenlicht und Begrüßungssekt im Hof des Hotels „Grad Otočec“ trafen. Das „Glas beiseitestellen“ und den nächsten Bekannten aus Politik und Zivilgesellschaft der Partnerländer in die Arme zu nehmen wollte gar nicht aufhören. Erst der Ruf von Darij Krajčič, Staatssekretär des Ministeriums für Landwirtschaft, Forst und Ernährung Sloweniens zum festlichen Welcome dinner brachte die Gesellschaft an die gedeckten Tische des Hotels. In vielen Gesprächen und bei hervorragendem Essen und guten Weinen aus der Region stimmten sich die Gäste auf die Tagung ein.

28. Oktober 2022

Um 08:30 Uhr erreicht der Bus mit den zivilgesellschaftlichen Partnern das Geländer der „Grm Novo mesto – Centre for Biotechnics and Tourism”, eine der ältesten und renommiertesten landwirtschaftlich-touristischen Bildungseinrichtungen Sloweniens.

Studenten bereiten den Teilnehmern der zwölf Partnerländer des Netzwerkes sowie ihren Gästen aus Georgien, der Ukraine und des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses einen herzlichen Empfang an liebevoll arrangierten Ausstellungstischen zu ihren Studienschwerpunkten. Dazu servierten sie lokale Erfrischungen.

Unmittelbar vor Tagungsbeginn führt der Direktor des „Grm Novo mesto – Centre for Biotechnics and Tourism“, Tone Hrovat, die Teilnehmer in den nahe des Eingangs der Bildungsstätte befindlichen Weinkeller. Stolz berichtet er von einer konspirativen Sitzung in den letzten Jahren der Existenz der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (1945-1992) unter seiner maßgeblichen Teilnahme und zeigt auf eine Erinnerungstafel vom 13. Oktober 2015 mit dem Text:

„Am Abend des 29. Juni 1990 fand im Weinkeller der Schule ein wichtiges Treffen der Demos-Führer statt, unter anderem über den Weg der Selbstbestimmung Sloweniens und die Einbeziehung aller parlamentarischen Parteien in das Unabhängigkeitsprojekt.“

Noch unter dem Eindruck der Erzählung des Direktors über die Bemühungen um die Gründung der unabhängigen Republik Slowenien beginnen die zivilgesellschaftlichen Partner, gestärkt und pünktlich um 9 Uhr, mit ihrem zweistündigen Programm.

Ausgewählte Studenten der Bildungsstätte moderieren die Tagung. Ein ganzes Studienjahr lauscht den Reden.

Dr. Gibfried Schenk

Nach der offiziellen Begrüßung durch Direktor Hrovat folgt ein Grußwort des Geschäftsführers des Vereins FriedensBrot e.V, Dr. Gibfried Schenk, der zunächst auf den Überfall auf die unabhängige Ukraine durch die Russischen Föderation am 24. Februar 2022 verweist.

„Die Welt hat sich verändert“, beginnt er und ergänzt: „Täglich werden bei diesen Angriffen Menschen getötet oder verstümmelt. Wer hätte das für möglich gehalten, als wir uns in diesem Kreis zuletzt glücklich gesehen haben. Viele Mitglieder und Follower unseres Netzwerks unterstützen die Ukraine, sei es durch die Aufnahme von Flüchtlingen, das Sammeln von Geldern, das Abhalten von Konferenzen oder durch andere Zeichen der Solidarität!“

Im Namen der deutschen Delegation stellt er anschließend folgende Schwerpunkte zum Konferenzthema „Ernährungssicherheit – Herausforderung für die soziale Entwicklung ländlicher Räume“ in den Mittelpunkt:

1. Entscheidungen auf nationaler oder gesamteuropäischer Ebene müssen sich in der lokalen ländlichen Politik widerspiegeln.

2. Das Bildungsniveau in der Landwirtschaft und in den ihr verbundenen Wirtschaftszweigen ist vielfältig und hat höchste Priorität. Landwirtschaftliche Themen sollten zudem allen Schülern und Studenten im Regelschul- und Studienalltag – auch in den Ballungszentren – als „Lebensgrundlage“ vermittelt werden.

3. Organisationen der Zivilgesellschaft, insbesondere der Landjugend und der Landfrauen, sind für den Agrarsektor und die ländlichen Räume von zentraler Bedeutung und sollten deshalb unterstützt werden.

4. Öffentlichkeitsarbeit in der Landwirtschaft ist unentbehrlich. Dabei geht es um das gesellschaftliche Verständnis von Fragen der Ernährungssicherung, der regionalen und saisonalen Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte, des Verhältnisses von Stadt und Land sowie Landwirtschaft und Umwelt und vieles mehr.

Weitere Redner der zivilgesellschaftlichen Ländervertreter schließen sich der Erörterung des Themas an. So sprechen Frau Nataliya Shukadarova, Geschäftsführerin der Nationalen Assoziation der Getreideproduzenten Bulgariens, Varhur Kukk, Präsident des Estnischen Roggenverbandes, Martins Cimermanis, Vorstandsvorsitzender des Lettischen Beratungs- und Trainingszentrums, Algis Baravykas, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer der Republik Litauen, Petru Mirciov, Präsident der Assoziation der Ehemaligen Deportierten in Baragan, Rumänien, Frau Miroslava Hrdlicova, Mitarbeiterin am Forschungsinstitut für Pflanzenproduktion der Tschechischen Republik, Marko Hrastelj, Dozent an der gastgebenden „Grm Novo mesto – Centre for Biotechnics and Tourism“ und Mihály Jancsȯ, Vorsitzender des Ungarischen Vereins FriedensBrot.

Zur Überraschung der moderierenden Studenten werden zum Abschluß des zivilgesellschaftlichen Tagungsauftaktes noch einmal die Mitarbeiterin der Abteilung für EU-Koordination und Service für Internationale Beziehungen des Slowenischen Ministeriums für Landwirtschaft, Forst und Ernährung, Nina Baloh, der Direktor Tone Hrovat und Dozent Marko Hrastelj nach vorn gerufen. Gemeinsam mit Gibfried Schenk wird eine Kooperationsvereinbarung zwischen FriedensBrot e.V. Berlin und Grm Novo mesto – Centre for Biotechnics and Tourism als zivilgesellschaftliche Partner im Internationalen FriedensBrot-Netzwerk unterzeichnet. Marko Hrastelj wird mit dem Titel „FriedensBrot-Botschafter“ geehrt. Neben Marko Hrastelj gebührt Nina Baloh ganz besonderer Dank für die gelungene Koordination des vielschichtigen Tagungsprogramms und der teilnehmenden Delegationen aus den Partnerländern, sowie aus Georgien, der Ukraine und dem Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss (S5: Foto mit Unterschrift: Nina Baloh und Marko Hrastelj).

Zum Mittagessen gegen 12:00 Uhr sind die zivilgesellschaftlichen Teilnehmer in das aufwändig restaurierte historische Gasthaus am zentralen Stadtplatz geladen, in das kulinarische Zentrum des Grm Novo mesto. Eine originale Holzdecke aus der ursprünglichen Bauzeit ist zu bewundern.

Nach einem vorangegangenen geführten Stadtrundgang finden sich zur gleichen Zeit die Delegationsmitglieder der Landwirtschaftsministerien zum Mittagessen im Gasthaus ein. Damit beginnt der gemeinsame Teil der Tagung von Vertretern der Politik und Zivilgesellschaft.

Bei strahlendem Sonnenschein werden nach dem Essen alle Konferenzteilnehmer zum historischen Heuschober der Bildungseinrichtung gefahren. Vor malerischer Landschaft musizieren und singen Studenten. Der Bischof von Novo mesto, Andrej Saje, weiht das unter Verwendung von Roggen der Partnerländer gebackene FriedensBrot.

Ab 15:00 Uhr tragen die Vertreter der Landwirtschaftsministerien Ihre Standpunkte zum Tagungsthema vor.

Grußworte sprechen Direktor Tone Hrovat, die Abteilungsleiterin „EU-Angelegenheiten, Internationale Zusammenarbeit, Fischerei“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft Frau Swantje Nilsson, die Grußworte des Schirmherrn des Projekts FriedensBrot, Bundesminister Cem Özdemir überbringt, die ungarische Vertreterin in der Fachgruppe Landwirtschaft, ländliche Entwicklung, Umwelt des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses Frau Piroska Kállay, die Vizepräsidentin des Slowenischen Landjugendverbands, Frau Martina Kopar, und, last but not least, die Slowenische Ministerin für Landwirtschaft, Forst und Ernährung, Frau Irena Šinko.

In einer abschließenden gemeinsamen Vortrags- und Debattenrunde der Vertreter aus Politik und Zivilgesellschaft sprechen nicht nur die Ländervertreter der traditionellen Partnerländer des Internationalen FriedensBrot-Netzwerkes, so die Beraterin des Estnischen Landwirtschaftsministers, Frau Evelin Oras, der Staatssekretär des Rumänischen Landwirtschaftsministeriums Aurel Simion, und der Direktor für Pflanzenproduktion des Bulgarischen Landwirtschaftsministeriums Petar Kirowski.. Das Wort ergreift auch der Ausserordentliche und Bevollmächtigte Botschafter der Ukraine in Slowenien, Andrij Taran. Ein digitales Grußwort des Beraters des Georgischen Landwirtschaftsministeriums Giorgi Merabishvili wird zugeschaltet.

Zum Abschluß und Höhepunkt der Veranstaltung überreichte dann die Slowenische Ministerin für Landwirtschaft, Forst und Ernährung, Irena Šinko, das geweihte FriedensBrot dem Slowakischen Agrarminister Samuel Vlčan. Die Slowakische Republik ist Gastland der 9. Konferenz „Frieden und Landwirtschaft“ im nächsten Jahr, bevor sich das Netzwerk 2024, 10 Jahre nach seiner Gründung in Berlin, wieder in der deutschen Hauptstadt versammeln wird.

 

Vor dem Abendessen ein kurzes und intensives Gespräch der zivilgesellschaftlichen Partner zur Frage der weiteren Gestaltung des Internationalen Netzwerkes „Frieden und Landwirtschaft“. Die anwesenden FriedensBrot-Netzwerker bestätigen die in verschiedenen früheren Gesprächen diskutierte zukünftige Fokussierung auf die stärkere Einbindung landwirtschaftlicher Ausbildungseinrichtungen und Jugendverbände.

Zum Abschlussdinner der großartigen Veranstaltung fahren die Teilnehmer in das Spitzenrestaurant „Tri lučke“ („Drei Lichter“) in Krško. Es ist spät, die Weinberge verbergen sich im Nebel. Essen und Gespräche sind umso besser!

Wir danken den Slowenischen Gastgebern für die Austragung einer wichtigen, interessanten und inhaltsvollen 8. Europäischen Jahreskonferenz „Frieden und Landwirtschaft“ in Novo mesto. Auf ein Wiedersehen in Bratislava!

(Fotos: Anton Blöth, Christian Horn, Gibfried Schenk)

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