am 30. September bis 2. Oktober 2024:
FriedensBrot über Generationen hinweg: bereit für den nächsten Start. Förderung des europäischen Dialogs für Frieden und Landwirtschaft
Bericht in 7 Teilen
Teil 1/7
Begrüßungsabend „Welcome in der Heimvolkshochschule am Seddiner See“ am 30. September 2024, 18:00 Uhr
Genau an dem Ort, in dem wunderschönen Konferenzsaal der Heimvolkshochschule am Seddiner See, an dem es vor 10 Jahren und einem Tag, am 29.09.2014 begann, treffen wir uns wieder in Deutschland. Dieses Mal bereits zur 10. Jahreskonferenz des internationalen Netzwerkes „Frieden und Landwirtschaft“. Gäste aus Zivilgesellschaft und Politik fast aller Partnerländer sind angereist. Zwei ständige Gastländer, Finnland und die Ukraine, sind neu dazugekommen.
Der Saal ist geschmückt: Wie vor zehn Jahren mit den inzwischen 14 Fahnen der Partnerländer, dem Logo und den Symbolen des Projektes FriedensBrot. Neu dazu kam eine Galerie von Gemälden der FriedensBrote aller bisherigen Jahreskonferenzen: 2014 in Berlin (Deutschland), 2015 in Poznan (Polen), 2016 in Szarvas (Ungarn), 2017 in Varna (Bulgarien), 2018 in Sangaste (Estland) and Koni (Lettland), 2019 in Vilnius (Litauen) 2019, 2021 digital in Rumänien, 2022 in Novo mesto (Slowenien) und 2023 in Modra (Slowakische Republik). Gemalt wurden diese einmaligen Kunstwerke als Erinnerung an die Geschichte des FriedensBrot-Projektes von der in Nürnberg geborenen und heute in Berlin lebenden Künstlerin Sabine Frank.
Die Gemälde von Broten, die aus Roggen aller Partnerländer von der Berliner Bäckerei und Konditorei Zimmermann gebacken wurden, symbolisieren historisch bedeutende Orte der Partnerländer. Sie und eine allen Gästen überreichte Broschüre „FriedensBrot 10 Jahre – 2014 bis 2024“ schaffen einen wichtigen Rückblick auf die gemeinsamen Jahrestreffen, Diskussionen, Exkursionen und vor allem das daraus entstandene Vertrauen untereinander. Zuhören und lernen voneinander ist in Zeiten des brutalen Angriffskrieges gegen die Ukraine in Europa wichtiger denn je.
Anton Blöth, Vorsitzender des Vereins FriedensBrot e.V. in Deutschland, begrüßt die Gäste auf das herzlichste und betont eingangs, dass es ohne Frieden und Stabilität keine funktionierende Landwirtschaft gebe. Mit Stolz resümiert er über die Arbeit von einer Dekade FriedensBrot-Netzwerk: „Wir haben in diesen zehn Jahren gezeigt, wie Europa funktioniert: durch Zuhören, aufeinander Zugehen und die Anerkennung von Unterschieden. Aus zwölf Roggenpartien haben wir das Europäische FriedensBrot gebacken – ein Symbol für die Zusammenarbeit, die weit über die Zutaten hinausstrahlt. Es ist ein gelebtes Stück europäischer Integration, das uns allen viel bedeutet“.
Die Berliner Journalistin Catarina Zanner moderiert durch das Programm. Auch Sie tat dies bereits 2014 und begleitete danach FriedensBrot e.V. über die Jahre, insbesondere durch ihre Moderation des jährlichen Berliner FORUMs FriedensBrot.
In ihrem Grußwort drückt Esther Winterhoff, Leiterin der Unterabteilung EU-Angelegenheiten und Gemeinsame Agrarpolitik im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, den Dank für die langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit des Vereins FriedensBrot e.V. mit dem Bundesministerium aus und spannt dann den Bogen von Themen wie Friedenssicherung und Klimakrise über die EU-Erweiterung bis hin zur Rolle junger Landwirtinnen und Landwirte bei der Bewältigung der vielfältigen Herausforderungen der Europäischen Agrarwirtschaft. Als Mitarbeiterin des Bundesministeriums erinnert sie sich gern an ihre Tätigkeit in EU- und Twinning-Projekten zur Vorbereitung von Mittel- und Südosteuropäischen Ländern auf die EU-Osterweiterung vor nunmehr 20 Jahren. Sie unterstreicht, dass der Beitrittsprozess nicht automatisch erfolgte, sondern von aktiver Tätigkeit weitsichtiger Menschen getragen wurde. All dies ermöglichte erst der Fall des sogen. Eisernen Vorhangs in Europa, getragen von mutigen Vertretern der Zivilgesellschaft. Einen besonderen Gruß spricht Frau Winterhoff dem Vertreter des ukrainischen Agrobusiness-Club, Anatoliy Tsyrkun, aus, der sein im Krieg befindliches Land im FriedensBrot-Netzwerk vertritt. Sie freut sich, dass mit der Ukraine und Finnland erste ständige Gastländer dem zivilgesellschaftlichen Netzwerk angehören.
Esther Winterhoff
Henrik Wendorff
Der Präsident des Landesbauernverbandes Brandenburg, Henrik Wendorff, führt in seinem Grußwort die Gedanken der Vorredner weiter und betont, „Landwirtschaft ist nicht nur ein Wirtschaftszweig, der die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln sichert, sie ist auch ein Symbol für Beständigkeit, Zukunft und Gemeinschaft. Dort, wo Frieden herrscht, wird gesät, geerntet und gehandelt. Aber wo Krieg wütet, verschwinden diese grundlegenden Tätigkeiten, und es bleiben Hunger, Zerstörung und Verzweiflung“. Er unterstreicht, dass einerseits eine nachhaltige, regionale Landwirtschaft Resilienz und Unabhängigkeit schafft, die Landwirtschaft aber gleichzeitig die Möglichkeit bietet Brücken zu bauen – sowohl auf lokaler als auch auf globaler Ebene. Sie könne und solle ein wichtiger Motor für Frieden und Stabilität sein, so Wendorff weiter.
Gibfried Schenk
Dr. Gibfried Schenk widmet seinen Kurzen Impulsvortrag ebenfalls dem alle Teilnehmende bewegenden Thema „Krieg in Europa – doch Landwirtschaft braucht Frieden“. Nachdem das Europäische FriedensBrot Netzwerk in den ersten sieben Jahrestreffen seit 2014 „Landwirtschaft IN Frieden“ diskutierte, galt für die letzten zwei Konferenzen in Slowenien 2022, der Slowakischen Republik 2023 und gilt für die 10. Jahreskonferenz in Seddiner See und Berlin nun „Krieg IN Europa“.
Schenk stellt die Frage. “Waren unsere Anstrengungen zu gering?” “Ja, vielleicht”, antwortet er. “Ich kann nicht für unsere Partner aus Zentral- und Südosteuropa sprechen. Aber ich weiß, daß die Menschen dort eine sehr klare Haltung haben. Das hat mit der Geschichte zu tun, die sie erlebt haben, und mit ihrer geografischen Nähe zum Aggressor. Sie wissen, wer die europäische Friedensordnung und Zusammenarbeit in Demokratie und Freiheit zerstören will. Und sie wissen, wer ihre und unsere gemeinsame Freiheit und friedliche Zukunft in der Europäischen Union verteidigt!” “Wir Deutsche können viel lernen von unseren östlichen Partnern“, ergänzt er, “vor allem aus ihrer strategischen Perspektive!“ In diesem Zusammenhang stimmt ihn eines bereits optimistisch: „Deutschland hat sich klar zur Unterstützung der Ukraine positioniert, was seiner Wirtschaftskraft und vor allem seiner eigenen schwierigen Geschichte entspricht. Deutschland unterstützt die Ukraine sowohl finanziell als auch durch effektive Waffenlieferungen.”.
Die Europäische Union wird sich erweitern, begrüßt Schenk abschließend. Acht Länder aus Zentral- und Südosteuropa, inklusive die Ukraine, sind offizielle Beitrittskandidaten. Ihr Beitritt wird große Anstrengungen erfordern. Die Landwirtschaft wird das schwierigste Kapitel der Beitrittsgespräche. Wohin entwickelt sich die Gemeinsame Agrarpolitik? Welche Anstrengungen erwarten die Beitrittskandidaten, insbesondere die Ukraine bei der Erfüllung des gesetzlichen Rahmens des Aquis Communautaire? Wie müssen die EU-Mitglieder auf einen Beitritt der Ukraine vorbereitet werden? Alles dies sind Fragen alle Teilnehmenden der Tagung bewegen.
Mit der Aufforderung, „Brot und Wein“ als Gastgeschenke und viele weitere Brandenburger Spezialitäten zu verkosten, werden die Gäste aus Zivilgesellschaft und Politik an die Tische geführt. Viele interessante Gespräche beginnen.
Teil 2/7
Netzwerk-Konferenz in der Heimvolkshochschule am Seddiner See“ am 1. Oktober 2024, 9 – 12:30 Uhr
Die der zukünftigen Ausrichtung des FriedensBrot-Projektes gewidmete Diskussion knüpft an vorangegangene Strategiesitzungen an und gliedert sich in drei Sitzungen:
Sitzung 1:
Geschichte, Gegenwart und Zukunft des FriedensBrot-Netzwerkes. Einblicke der Länder in die Geschichte ihres Roggenfeldes und Reflektion auf zehn Jahre FriedensBrot-Partnerschaft.
Es präsentieren Natalia Shukadarova (Bulgarien), Anton Blöth (Deutschland), Vahur Kukk (Estland), Mihaly Jancso (Ungarn), Algis Baravykas (Litauen), Linda Medne (Lettland), Petru Mirciov (Rumänien), Marian Glovatak (Slowakei) und Anatoliy Tsyrkun (Ukraine). Auf interessante Begegnungen untereinander wird eingegangen, historische Hintergründe des Ortes für den Roggenanbau im eigenen Land berichtet, auf die Auswirkungen des Angriffskrieges gegen die Ukraine für die europäische und Landes-eigene Landwirtschaft eingegangen und, immer wieder, auch auf den besonderen Wert des offenen und vertrauensvollen Austausches im zivilgesellschaftlichen internationalen Netzwerk „Frieden und Landwirtschaft“ verwiesen.
Natalia Shukadarova
Anton Blöth
Vahur Kukk
Mihaly Jancso
Algis Baravykas
Linda Medne
Petru Mirciov
Marian Glovatak
Anatoliy Tsyrkun
Sitzung 2:
Ausblick und Zukunft: Bürger- und Jugenddialog über Grenzen hinweg für Frieden und Landwirtschaft in Europa: Sourdough-C(h)amps stehen vor der Tür.
Anton Blöth stellt die in mehreren Strategiesitzungen gemeinsam erarbeiteten Grundlagen zu einem Jugendaustausches im internationalen Netzwerk „Frieden und Landwirtschaft“ vor, dessen Start im Januar 2024 am Rande der Internationalen Grünen Woche in Berlin für 2025 beschlossen wurde. Die Präsentation ist eine zusammenfassende Einführung in die Idee und möglichen Ablauf. Der konkrete Ablauf derartiger Veranstaltungen wird im Rahmen der Vorbereitung auf das erste entsprechende Event in Ungarn 2025 gemeinsam erarbeitet.
Sitzung 3:
Anpassung und Bestätigung der gemeisamen Erklärung der zivilgesellschaftlichen Partner der Jahreskonferenz 2024. Perspektiven und Schlüsselthemen des ersten Sourdough-C(h)amp 2025.
Auf der Tagung wird eine im Vorfeld erarbeitete und abgestimmte gemeinsame Erklärung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer verabschiedet. Unterschrieben wird sie von Vertretern der zivilgesellschaftlichen Partnerorganisationen des Internationalen Netzwerkes „Frieden und Landwirtschaft“.
Die gemeinsame Erklärung der Teilnehmer der Konferenz „Frieden und Landwirtschaft“ vom 1. September 2024 in Seddiner See / Berlin:
Die Konferenzteilnehmer nutzen die verbliebene Zeit bis zur gemeinsamen Exkursion und erarbeiten mögliche Fragestellungen an zukünftige jugendliche, der Agrarwirtschaft verbundene Teilnehmerinnen und Teilnehmer der geplanten Sourdough-Camps. Hierzu folgen sie auf Vorschlag von Gibfried Schenk dem sogen. Nachhaltigkeitsdreieck, das die gleichwertige Berücksichtigung sowohl ökonomischer als auch sozialer und ökologischer Aspekte als entscheidende Grundlage für eine nachhaltige Agrarwirtschaft postuliert. Drei entsprechende Arbeitsgruppen bilden sich und diskutieren untereinander. Stephan Arens (ökonomische Aspekte), Linda Medne (ökologische Aspekte) und Dr. Andreas Quiring (soziale Aspekte) stellen erste mögliche Fragestellungen aus den drei Arbeitsgruppen vor.
Stephan Arens
Linda Medne
Andreas Quiring
Vertreter der Partnerländer werden die Vorschläge der drei Arbeitsgruppen in ihrer geplanten Strategiesitzung im Januar 2025 weiter konkretisieren.
Teil 3/7
Exkursion in die Agrargenossenschaft Trebbin am 1. Oktober 2024, 13 – 18 Uhr
Dr. Thomas Gäbert, Vorstand der Agrargenossenschaft Trebbin empfängt am Nachmittag die Teilnehmer der Konferenz in seinem Betrieb. Zunächst gibt es ein Mittagessen, danach hält Dr. Gäbert einen Vortrag über die Herausforderungen, die vor seinem Betrieb stehen, der moderne Milchproduktion, nachhaltigen Futteranbau und Naturschutzprojekte miteinander verbindet. Mit dem Bus geht es durch den großen Betrieb. Es wird über Haltungsformen, Großviehställe, Kälberaufzucht du vieles mehr gesprochen.
Teil 4/7
Brandenburg-Abend am 1. Oktober 2024, ab 19 Uhr
Hochrangige Gäste besuchen die Veranstaltung. Der kürzlich ernannte ukrainische Minister für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine, Vitaliy Koval, beginnt seine erste Auslandsreise mit dem Besuch der FriedensBrot-Veranstaltung. Seine Kollegen aus Estland, Ministerin für regionale Angelegenheiten und Landwirtschaft Piret Hartman und aus Litauen, Minister für Landwirtschaft Kazys Starkevičius, sind ebenfalls angereist. Die Parlamentarische Staatssekretärin Claudia Müller vertritt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Sie übernahm 2023 als symbolischen Staffelstab am „Tor der Freiheit“ in Devin das jährliche FriedensBrot vom Slowakischen Minister für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, Jozef Bireš. Den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss vertritt Marie Josiane Willems. Seit Ihrer Teilnahme an der Jahreskonferenz in Litauen 2019 ist ihr das Projekt Friedensbrot gut bekannt.
Nicht zuletzt freut sich das FriedensBrot-Netzwerk über die Teilnahme zahlreicher Politikerinnen und Politiker des Bundeslandes Brandenburg, nach dem der Abend benannt wurde. Auch die Leiterin, Dr. Antje Pecher und Mitarbeiter des gastfreundlichen Veranstaltungsortes, der Heimvolkshochschule am Seddiner See, sind anwesend.
Anton Blöth, Vorsitzender des Vereins FriedensBrot e.V., eröffnet den Abend. Grußworte halten Claudia Müller, der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz, Axel Vogel, die Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend, Theresa Schmidt, sowie Marie Josiane Willems.
Anton Blöth
Claudia Müller
Axel Vogel
Theresa Schmidt
Josiane Willems
Mit Freude nehmen die Gäste die Grußworte auf. Themen sind agrar- und gesamtpolitische Einordnung der FriedensBrot-Idee, ihre Bedeutung gerade auch in spannungsreicher Zeit mit Kriegen im Nahen Osten und Europa. Aber auch die kraftvolle Symbolik des Brotes kommt nicht zu kurz. So zitiert Staatssekretärin Müller Worte des tschechischen Schriftstellers und Dichters Jaroslav Seifert, Nobelpreisträger von 1984: „Der Duft von Brot ist das ursprüngliche Aroma unserer irdischen Existenz, der Duft von Harmonie, Frieden und Heimat.“
Ein reichhaltiges Brandenburger Buffet steht bereit und wird gern genutzt. Viele gute Gespräche in der für das Netzwerk „Frieden und Landwirtschaft“ typischen Mischung von Vertretern der Zivilgesellschaft und Politik finden statt.
Teil 5/7
Festakt im Konferenzzentrum der Katholischen Akademie Berlin
Mit gespanntem Blick nach oben, ob das Wetter hält, und in freudiger Erwartung auf einen besonderen Tag machten sich die Delegationen am 2. Oktober 2024 auf nach Berlin, zum Festakt im Konferenzzentrum der Katholischen Akademie. Dieser stand unter dem Titel „FriedensBrot über Generationen hinweg – bereit für den nächsten Anfang: Förderung des europäischen Dialogs für Frieden und Landwirtschaft“.
Beim Betreten des Saales gab es zunächst eine Überraschung: Die Tags zuvor in der Heimvolkshochschule am Seddiner See präsentierte Galerie von Gemälden der FriedensBrote aller bisherigen Jahreskonferenzen, Werke der Berliner Malerin Sabine Frank, wurde erstmalig einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt.
Zu diesem öffentlichen Teil der Konferenz waren Gäste, Partner und Förderer aus dem nationalen Netzwerk des FriedensBrot e.V. eingeladen. So konnte Dr. Gibfried Schenk fast 200 Teilnehmende begrüßen. Sie betraten einen Saal, in dem die FriedensBrot-Galerie nun auch der Berliner Öffentlichkeit erstmals zur Ansicht offenstand. In seiner Begrüßung ging Schenk nicht nur auf die deutschen Erinnerungstage im Spätherbst des Jahres 2024 ein, sondern spannte den Bogen auch zu wichtigen, mit dem deutschen Mauerfall in Verbindung stehenden historischen Ereignissen in den Partnerländern, wie den 40. Jahrestag der Ermordung von Jerzy Popiełuszko durch den polnischen Geheimdienst am 19. Oktober 1984, das Paneuropäische Frühstück am 19. August 1989 in Ungarn oder die als „Baltischer Weg“ in Erinnerung gebliebene Menschenkette, die etwa zwei Millionen Menschen durch Estland, Lettland und Litauen vier Tage danach spannten. „Jedes unserer Partnerländer hat stolze Jubiläen der Freiheit“, fasst Schenk zusammen.
Bewegt und dankbar zeigte sich der Geschäftsführer des Vereins FriedensBrot e.V. über die Entwicklung der FriedensBrot-Idee in den letzten zehn Jahren bis hin zur Jubiläumsveranstaltung, bei der erstmals der ukrainische Landwirtschaftsminister anwesend war und erstmals auch ukrainischer Roggen im gemeinsamen Europäischen FriedensBrot verbacken wurde. Dies belege die wichtige Brücken- und Dialogfunktion der Initiative, die gerade in Zeiten des Krieges in der Ukraine noch stärker von den politischen Verantwortlichen genutzt werden sollte. Im Sinne des elementaren Zusammenhangs „Kein Frieden ohne Landwirtschaft; keine Landwirtschaft ohne Frieden“ muss die Ukraine auch weiter unterstützt werden.
Für die „Stadt der Freiheit“ Berlin begrüßte Dr. Felor Badenberg, die Senatorin für Justiz und Verbraucherschutz – ihren Angaben zufolge auch zuständig für die rund 20 landwirtschaftlichen Betriebe in Berlin. Selbst aus dem Iran stammend, schloss sie in ihren Begrüßungsworten auch die aktuellen Konfliktherde im Nahen Osten in die FriedensBrot-Konferenz mit ein.
Schirmherr und Bundesminister Cem Özdemir hielt die Festrede zum 10-jährigen Jubiläum des FriedensBrotes. Er würdigte die Initiative als lebendiges Symbol für Solidarität, Zusammenhalt und Frieden in Europa. Der Schirmherr beließ es aber nicht nur bei einem Glückwunsch zum Jubiläum, sondern gratulierte den Verantwortlichen auch zur Entscheidung, in Zukunft stärker den Jugenddialog auf der Plattform FriedensBrot zu fördern. Eine Ausrichtung, die er als Schirmherr weiter gerne unterstützen möchte.
Wie zukünftig die Einbindung der Jugend auf der Plattform FriedensBrot aussehen könnte, diskutierte ein hochkarätig und divers zusammengesetztes Panel mit politischen, zivilgesellschaftlichen und Jugend-Vertretern aus den Partner- und Gastländern des Internationalen Netzwerks. Unter der Moderation von Catarina Zanner diskutierten dazu folgende Personen, u.a. auch die nicht ganz einfache Frage, wann eine kommende FriedensBrot-Konferenz in der Ukraine stattfinden sollte: Piret Hartman, Ministerin für regionale Angelegenheiten und Landwirtschaft, Estland, Kazys Starkevičius, Landwirtschaftsminister Litauens, Witalij Kowal, Minister für Agrarpolitik und Ernährung, Ukraine, Ilia Prodanov, Vorsitzender des Nationalen Verbandes der Getreideproduzenten, Bulgarien, Sandra Eimane, Vorsitzende des Young Farmers‘ Club, Lettland und Anton Blöth, Vorsitzender von FriedensBrot e.V., Deutschland.
Emotionaler Höhepunkt des rund zweistündigen Festaktes war die Erstaufführung des von Christian Horn und Christian Görzel geschaffenen Dokumentarfilms „FriedensBrot 2024: Bereit für den nächsten Anfang“. Dieser geht in rund 15 Minuten und mit emotionalen Bildern, vielen Protagonisten und Förderern der FriedensBrot-Idee auf die Entwicklung und Perspektive des FriedensBrot-Netzwerks ein
Bevor es zum eigentlichen Höhepunkt der Konferenz, zur FriedensBrot-Zeremonie an der Kapelle der Versöhnung auf dem Gelände der Gedenkstätte Berliner Mauer ging, zogen sich die politischen Delegationen zu einem Mittagessen und Meinungsaustausch mit Bundesminister Özdemir zurück. Die Gäste und zivilgesellschaftlichen Delegationen werteten die Reden, Diskussionen und Eindrücke des Konferenzverlaufs beim gemeinsamen Imbiss in der Katholischen Akademie aus.
Teil 6/7
FriedensBrot-Zeremonie „Ehrung unseres Europäischen FriedensBrotes“ an der Kapelle der Versöhnung Berlin
Ein von Berliner Landwirten und Landfrauen festlich geschmückter Erntewagen erwartete die Teilnehmenden dann an der Kapelle der Versöhnung auf dem Gelände der Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Strasse.
Pünktlich um 14 Uhr kündigten die Glocken der Kapelle den ökumenischen Gottesdienst zur Feier des FriedensBrotes an. Dieser musste wetterbedingt kurzerhand in die Kapelle verlegt werden, aber auch so gelang Pfarrer Thomas Jeutner, Landesbischof Dr. Christian Stäblein gemeinsam mit weiteren kirchlichen Vertretern unterschiedlicher Konfessionen ein besonderer und würdiger Moment. Die gemeinsame Segnung des FriedensBrotes war dabei umrahmt von Vertretern aus dem FriedensBrot-Netzwerk und festlicher Musik von den Musikern von Zentralblech Berlin, die bereits vor zehn Jahren die damaligen Feierlichkeiten umrahmt haben.
Cem Özdemir würdigte den Moment der Segnung des vom Berliner Bäckermeister Wolfgang Zimmermann gebackenen Jubiläumsbrotes als einen sehr bewegenden persönlichen Moment. Er freute sich dabei gemeinsam mit den Vertretern von FriedensBrot, deren ehrenamtliches Engagement der Bundesminister nochmals besonders herausstellte, dass die nächstjährige Konferenz in Ungarn stattfinden werde. Symbolisch wurde deshalb das Berliner FriedensBrot an den Staatssekretär im ungarischen Landwirtschaftsministerium, Oszkár Ökrös, übergeben.
Pünktlich zum Ende des Gottesdienstes zeigte sich dann wieder etwas mehr Sonne und so konnte die Zeremonie bei von Micael Lenz und Kollegen gekochter kräftigender Kartoffelsuppe und vom Deutschen Brauerbund gespendeten Getränken ausklingen. Das offizielle Ende der Konferenz stellte aber dann – wie vor zehn Jahren – die gemeinschaftliche „Feldumrahmung“ unter den Klängen der Europahymne dar.
Teil 7/7
FriedensBrot – Thema im Europäischen Agrarrat
Im Ergebnisbericht der Tagung des Rates (Landwirtschaft und Fischerei) am 21. und 22. Oktober 2024 in Luxemburg heißt es im Nachgang zur FriedensBrot-Konferenz:
Friedensbrotkonferenz 2024
Deutschland berichtete über die Friedensbrotkonferenz. BMEL hat gemeinsam mit dem Verein FriedensBrot e.V. am 1. und 2. Oktober 2024 zur 10. FriedensBrot Konferenz „Frieden und Landwirtschaft“ nach Berlin und Brandenburg eingeladen. Mitglieder des Vereins sind die elf Mittel- und Osteuropäischen Staaten, die nach dem Fall des Eisernen Vorhangs der EU beigetreten sind. Zudem waren die Ukraine und Finnland als Gastländer Teil der Konferenz.
Die Jahreskonferenzen, die auch einen ministeriellen Teil haben, sind ein starkes Zeichen des europäischen Zusammenhalts. Sie verdeutlichen den wechselseitigen Zusammenhang zwischen Friedenssicherung und nachhaltiger Landwirtschaft.
SVK, EST dankten DEU für die Ausrichtung der Konferenz und betonten die Notwendigkeit der Zusammenarbeit und Friedenssicherung. Auch die Beteiligung der Ukraine und von Moldau wurde positiv gewürdigt.
Hinweis: ab Minute 18:28 läuf der Beitrag von Bundesminister Cem Özdemir
Fotos: Kristina Jalova (Nürnberg) für FriedensBrot e.V.